Kurz bevor wir Lüdeitz verlassen haben, konnten wir noch Kolmanskop besichtigen. Kolmanskop ist eine aufgegebene Siedlung die ungefähr zehn Kilometer östlich von Lüderitz liegt. Sie ist benannt nach Jhonny Coleman der dort 1905 mit seinem Ochsenkarren in einer Düne steckenblieb. Er wurde gerettet, musste jedoch seinen Ochsenkarren zurücklassen. Kolmanskop verdankt seine Entstehung den Eisenbahnarbeitern August Strauch und Zacharias Lewala die am benachbarten Bahnhof Grasplatz 1908 zufällig die ersten Diamanten fanden. Der dadurch ausgelöste Boom sorgte für ein schnelles Wachstum dieser zunächst nur als Diamantsucher-Camp gedachten Siedlung an der Nordgrenze des Diamantensperrgebiets. Der auf Diamanten gründende Reichtum der Bewohner ließ eine Bergbaustadt entstehen in der viel Luxus vorhanden war – und das in einer Umgebung, die trostloser und lebensfeindlicher wohl kaum sein konnte. Es gab kein Wasser, keinen Regen, keine Erde in der auch nur das Geringste hätte wachsen können, keinerlei Infrastruktur, nur Sand, heftige Sandstürme und Hitze.
Trotz der lebensfeindlichen Umgebung lebten hier bis zu 400 Menschen und es entstanden hochherrschaftliche Steinhäuser nach deutschem Vorbild. Neben Unterkünften für die Arbeiter gab es Verwaltungsgebäude. Zur Infrastruktur gehörten ein Elektrizitätswerk und ein Krankenhaus, eine Eisfabrik für die Herstellung von Blockeis für die Eisschränke der Bewohner, ein Tante-Emma-Laden eine Metzgerei, ein Ballsaal genanntes Gebäude mit Theater, Turnhhalle und Großküche, eine Kegelbahn und eine Schule. Sogar ein Salzwasser-Schwimmbad, eine Schmalspurbahn für den Transport von Waren und Personen innerhalb des Ortes waren hier zu finden. Das Wasser dafür und alles, was sonst noch zum täglichen Leben nötig war, musste aus dem rund 1000 km entfernten Kapstadt hertransportiert werden. Das Baumaterial für die Häuser, deren Einrichtungen, die Maschinen und alles, was man damals in Europa unter Luxus verstand, kam aus Deutschland wurde meist in Lüderitz angelandet. Kolmanskop galt damals als die reichste Stadt Afrikas, was angesichts der geringen Einwohnerzahl wohl auch stimmen mag. Dennoch war Kolmanskop nur ein Paradies auf Zeit. Die naheliegenden Diamantenfelder waren bald abgebaut und so verlagerte sich die Diamantenförderung immer weiter nach Süden in Richtung Elisabethbucht in der heute noch Diamanten durch De Beers abgebaut werden. 1930 wurde der Diamantenabbau bei Kolmanskop ganz eingestellt. Die Gesamtdiamantenproduktion in Deutsch-Südwest von 1908 bis 1913 wird auf 4.693.321 Karat im Wert von 151,9 Mio. Mark veranschlagt. Von dieser Summe wurden mindestens 40 %, also rund 60 Mio. Mark Diamantensteuer an den Fiskus gezahlt, eine Summe, die der ganzen deutschen Kolonie zugutekommen konnte und die allein zwei Drittel der gesamten Einnahmen der Kolonie ausmachte. Die Bewohner verließen nach und nach den Ort und überließen ihn der Wüste. Die letzte Person lebte hier bis in die 1960er Jahre. Viele Wohnungseinrichtungen, Sportgeräte in Schulen u. ä. wurden erst gar nicht mitgenommen. Seit den 1990er Jahren wurden Teile der Stadt wieder aufgebaut, restauriert und originalgetreu eingerichtet. Heute kann man die Geisterstadt vormittags besichtigen. Die Besichtigung dieser Stadt in der Wüste war sehr beeindruckend und ein Abstecher nach Lüderitz wert.